EU-Verordnung TTPA: Was Parteien, NGOs und Werbetreibende jetzt wissen müssen
- Laura Marlene Graf
- 3. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Ab dem 10. Oktober 2025 gilt in der EU ein neues Regelwerk für politische Werbung: die Verordnung über Transparenz und Targeting politischer Werbung (TTPA). Jede bezahlte Anzeige mit politischem Bezug unterliegt dann strengen Transparenz- und Dokumentationspflichten. Ziel ist es, dass Bürger:innen sofort erkennen können, wenn es sich um eine politische Botschaft handelt, wer sie finanziert und in welchem Zusammenhang sie steht. Damit will die EU mehr Nachvollziehbarkeit schaffen – und gleichzeitig Risiken wie Manipulation oder unzulässige Einflussnahme aus dem Ausland reduzieren.

Credit: Engin Aykurt
Was ist die TTPA?
Die TTPA ist eine neue Verordnung [TTPA Regulation (EU) 2024/900], die ab dem 10. Oktober 2025 für NGOs, Verbände und alle Akteure, die politische Inhalte bewerben, verbindlich sein wird.
Um das Vertrauen in politische Kommunikation zu stärken, verpflichtet die TTPA Anbieter politischer Werbung zu einem hohen Mass an Transparenz. Werbetreibende müssen nicht nur klar erkennbar machen, dass es sich um politische Inhalte handelt, sondern auch nachvollziehbar offenlegen, wer hinter einer Kampagne steht, welche Datenbasis für das Targeting genutzt wird und wie gross die Reichweite ist. Darüber hinaus gelten strenge Vorgaben zum Umgang mit sensiblen Daten und zum Schutz Minderjähriger.
Vier wichtige Punkte sind:
Targeting: Personenbezogenes Targeting (z. B. Werbung basierend auf Nutzerprofilen) wird zukünftig stark eingeschränkt. Es erfordert aktive Zustimmung (Opt-in) der User:innen.
Transparenz: Jedes Ad erfordert eine Transparenzbekanntmachung gemäss Art. 7–10 TTPA , um Hintergründe und Finanzierung zu erklären.
Dynamische Leistungsdaten: Das TTPA fordert Offenlegung von Performance-Kennzahlen (z. B. Reichweite, Interaktionen) der Kampagne.
Aufbewahrungspflicht: Das TTPA verpflichtet zur Archivierung relevanter Kampagnendaten über 7 Jahre.
Weiter unten gehen wir näher auf die Pflichten für Werbetreibende ein.
Relation von TTPA zu DSGVO und TTDSG
Das TTPA wird oft in einem Atemzug mit zwei weiteren Regelwerken genannt:
DSGVO:
Ziel: Die EU-Datenschutz-Grundverordnung gilt bereits seit 2018 und dient dem Schutz personenbezogener Daten & Rechte von Nutzer:innen. Sie regelt u. a. die Verarbeitung der Daten, aber auch Informationspflichten und Löschrechte.
Relevanz für Werbung: Als Konsequenz der DSGVO benötigen personalisierte Ads in der Regel eine Einwilligung von Seiten der User:innen
TTDSG:
Ziel: Das deutsche Telekommunikation-Telemedien-Datenschutz-Gesetz setzt die ePrivacy-Richtlinie auf nationaler Ebene um. Es ergänzt die DSGVO speziell im Bereich Tracking & Cookies.
Relevanz für Werbung: Beispielsweise können (nicht technisch-notwendige) Cookies nur mit Einwilligung gespeichert werden.
Praktisch bedeutet das: Politische Werbung muss gleichzeitig DSGVO-konform, TTDSG-konform und TTPA-konform sein:
DSGVO & TTDSG = „allgemeiner Datenschutzrahmen“
Gilt für alle Arten von Online-Werbung (egal ob politisch oder kommerziell).
TTPA = Spezialverordnung für politische Werbung
setzt auf diese bestehenden Datenschutzregeln auf und definiert zusätzliche Anforderungen.
Was bedeutet die TTPA für politische Werbung?
Die neue Regularie hat bereits weitreichende Konsequenzen. So haben sowohl Google als auch Meta bekannt gegeben, dass sie im Zuge der TTPA keine politischen Ads mehr in der EU schalten werden.
Die Pointe: Dabei handelt es sich nicht um reine „Selbstregulierung“, sondern eher um eine Risikovermeidung – denn die neuen Pflichten sind aufwendig und teuer umzusetzen.
Für Parteien, NGOs und Verbände ist das ein massiver Einschnitt: Mit Google und Meta fallen gleich zwei der wichtigsten Standard-Kanäle für Reichweite und Sichtbarkeit praktisch weg. Wenn politische Werbung über diese Plattformen nicht mehr möglich ist, bedeutet das erhebliche Reichweitenverluste. Wer also weiterhin effektiv kommunizieren will, braucht dringend Alternativen, die rechtssicher, effizient und gleichzeitig zielgruppenrelevant sind.
Welche Pflichten muss ich als Advertiser unter der TTPA erfüllen?
Wer politische Werbung schaltet, muss künftig zahlreiche Detailanforderungen erfüllen – von der Gestaltung der Anzeige bis zur Dokumentation im Hintergrund.
Die Verordnung geht dabei weit über klassische Transparenzhinweise hinaus und schafft einen verbindlichen Rahmen für Inhalte, Targeting und Archivierung.
Die zentralen Pflichten im Überblick:
Klare Kennzeichnung
Jede politische Anzeige muss eindeutig als solche markiert sein („politische Werbung“).
Offenlegung des Sponsors
Transparente Angabe, wer die Werbung finanziert („Paid for by …“).
Bezug zu politischen Prozessen
Falls relevant, muss der Zusammenhang zu Wahlen, Abstimmungen oder Gesetzgebungsprozessen genannt werden.
Hinweis auf Targeting-Techniken
Offenlegung, ob und wie Targeting eingesetzt wird: Datenbasis, Personalisierungsmethoden und Reichweite.
Zustimmung bei personenbezogenen Daten
Wenn personenbezogene Daten für Targeting genutzt werden, ist eine vorherige Einwilligung (Opt-in) erforderlich.
Schutz besonderer Datenkategorien & Minderjähriger Daten zu politischer Meinung, Religion, Ethnie, Gesundheit etc. dürfen nicht genutzt werden. Minderjährige sind besonders geschützt.
Archivierungspflicht
Alle relevanten Informationen zu einer Kampagne (z. B. Inhalte, Laufzeiten, Budgets, Targeting-Kriterien) müssen dokumentiert und für eine bestimmte Zeit aufbewahrt werden.
Politische Werbung trotz TTPA – geht das überhaupt?
Auf den ersten Blick wirkt die TTPA wie eine massive Einschränkung: Strenge Transparenzpflichten, begrenztes Targeting und aufwändige Archivierung machen politische Werbung komplexer.
Doch das bedeutet nicht, dass politische Kommunikation im digitalen Raum unmöglich wird. Entscheidend ist, wie Kampagnen geplant und umgesetzt werden.
Hier kommt programmatische Werbung ins Spiel: Anders als mit Meta und Google können Kampagnen so TTPA-konform umgesetzt werden, ohne auf Reichweite, Transparenz oder Effizienz zu verzichten.
Gute Nachrichten: Programmatische Aussteuerung ermöglicht auch in Zukunft politische Werbung.
Wer also auf datenschutzfreundliche Ansätze setzt, kann seine Zielgruppen trotz der neuen Verordnung weiterhin effektiv erreichen – und dabei sogar an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Wie Converto TTPA-konforme Werbung ermöglicht:
Mit Converto lassen sich technische Präzision und rechtliche Konformität verbinden:
Programmatische Aussteuerung
Converto ermöglicht es, Zielgruppen TTPA-konform und skalierbar zu erreichen – ohne personenbezogene Profile.
Kontextuelles Targeting: Analyse des Online-Umfelds, Ausspielung von Botschaften im thematisch passenden Kontext.
Probabilistischer Ansatz: Nutzung öffentlicher, nicht-nutzerbezogener Daten zur Reichweitenabschätzung.

Automatisierte Offenlegung
Performance-Daten wie Reichweite oder Interaktionen werden automatisiert dokumentiert und bereitgestellt. Das reduziert manuellen Aufwand und minimiert Fehler.
Transparenz als Chance
Offene Kommunikation über Sponsor, Inhalte und Wirkung stärkt das Vertrauen in politische Werbung und erhöht die Glaubwürdigkeit.
Fazit
Die TTPA verändert politische Werbung grundlegend: mehr Transparenz, weniger personenbezogenes Targeting. Mit Google & Meta fallen zentrale Kanäle weg – doch kontextuelles, programmatisches Advertising eröffnet neue, rechtskonforme Chancen.
Wenn Du von der TTPA-Verordnung betroffen bist, lass uns reden.
Schreib uns eine E-Mail an info@converto.com oder ruf uns an +41 43 255 20 10 und wir erstellen gemeinsam auf Deine Bedürfnisse zugeschnittene, TTPA-konforme Kampagnen.
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